Was kostet eine Hochzeitssängerin?

Die Antwort ist zwar simpel, macht die Sache aber leider nicht leichter. Es gilt wie so oft: Qualität hat ihren Preis. Und so unterschiedlich Sängerinnen sind, so sehr variieren auch die Kosten. Was nicht bedeuten soll, dass eine günstige Hochzeitssängerin automatisch auch eine schlechte Hochzeitssängerin ist. Um Himmels Willen, das würde ich mir niemals anmaßen zu behaupten!

 

Manche Menschen sind gesegnet mit goldenen Kehlen, die uns alles um uns herum vergessen und auf Wolken schweben lassen. Es gibt aber neben dem, für jedes Ohr offensichtliche – die Stimme – viele weitere Faktoren, die den Preis einer Sängerin bestimmen und rechtfertigen. Schauen wir uns das mal an:

Kosten Hochzeitssängerin

Zur groben Orientierung: Der Preisrahmen in NRW

Wenn Euch ein Preis zwischen 300 € – 500 € genannt wird, könnt ihr beruhigt durchatmen. Dann bewegt sich der Sänger bzw. die Sängerin preislich im absoluten Rahmen für den Raum Nordrhein-Westfalen. 

Was kann preislich noch hinzukommen?

  • Meistens fallen zzgl. Anreisekosten i. d. R. zwischen 30 – 50 Cent pro Kilometer an (hin und zurück natürlich)
  • Soll die Sängerin zusätzlich live (z. Bsp. Am Klavier) begleitet werden, dann kommt natürlich noch die Preisliste des jeweiligen Pianisten hinzu. Hier kann man mit Preisen zwischen 200 EUR – 400 EUR rechnen.
  • Bringt die Sängerin ihre eigene Anlage mit, dann können auch Kosten für einen Tontechniker anfallen, der die Sängerin beim Soundcheck und während ihres Gesangs abmischt. Die Preise für einen Tontechniker liegen i.d.R. zwischen 50 € - 150 €.
  • Möglicherweise kommt noch eine Umsatzsteuer oben drauf. Das würde die Sängerin im Rahmen der Preisgestaltung sicherlich ansprechen. 

Anmerkung hierzu: Ich bin mit vielen Sängern und Sängerinnen innerhalb NRW vernetzt. Diese Preisangabe beruht auf Erfahrungen und Gesprächen mit meinen singenden Kollegen/innen. Das bedeutet aber nicht, dass alle Angebote über 400 € zu teuer sind. Je nach Erfahrung, Bekanntheitsgrad, Ausbildung und vieler weiterer Faktoren, kann auch dieses Angebot absolut fair sein. Die Frage die ihr Euch an dieser Stelle immer stellen solltet lautet: „Wie sehr möchte ich diese Sängerin und ist sie mir diesen Preis wert?“

Wie kommt der Preis zustande?

Manche Menschen schlagen die Arme überm Kopf zusammen, reißen die Augen auf und fragen: „Warum so teuer? Die ist doch nur eine Stunde da, was ist denn das für ein Stundenlohn?“ Gerne auch: „Für drei Lieder? Das sind ja 100 EUR für ein Lied!“

 

Ja, das ist richtig. Wenn man die Gage ins Verhältnis eines Liedes setzt. Dieses angesetzte Verhältnis ist aber falsch! Denn es steckt sehr viel mehr dahinter, was die Kosten einer Hochzeitssängerin begründet:

Was steckt noch alles im Preis mit drin?

Technik

Eine Hochzeitsängerin sollte, sofern sie anderen gegenüber mit diesem Titel auftritt, für jede Location gewappnet sein. Das bedeutet, sie sollte eine eigene, professionelle Musikanlage besitzen, mit der sie sicherstellt, dass die Hochzeitsgesellschaft – egal wo - qualitativ ordentlich beschallt wird. Und Hochzeitsgesellschaften sitzen überall: Bei einer freien Trauung gerne draußen auf dem akustisch-schluckendem weiten Feld oder drinnen in einer wunderschön dekorierten Eventlocation. Und selbstverständlich auch in einer Kirche, die dem Klang wiederum schmeichelt. Wo auch immer: Die Technik hat zu funktionieren, egal auf welchem Boden sich die letzte Reihe befindet. Und Technik: kostet.

 

Beratung

Es braucht Zeit und die nötige Empathie, das Brautpaar im Vorfeld ordentlich zu beraten. Die meisten Brautpaare heiraten nicht so oft und eine Hochzeit ist eine völlig neue, aufregende und eine sich-etwas-lost-fühlende Situation. Auf die Frage „Was stellt ihr Euch denn vor?“ Kommt oft ein „Ich hab überhaupt keine Ahnung!“ Und woher auch? Heiraten ist alles andere als Standard! Hier gilt es gemeinsam herauszufinden, welche Lieder gut zu dem Brautpaar passen und entsprechende Vorschläge parat zu haben. Eher klassisch, modern, englisch, deutsch, Einzug instrumental oder live? Aber auch der gegenteilige Fall kommt vor. Manche Menschen wissen schon seit ihrer Kindheit ganz genau, wie sie sich ihre Hochzeit vorstellen und welche Lieder sie sich wünschen. Oder es gibt Lieder, denen das Brautpaar eine ganz besondere Bedeutung beimisst. Diese Lieder gilt es dann einzustudieren und ins Repertoire mit aufzunehmen.

 

Hörproben

Die wenigsten Leute kaufen gerne die Katze im Sack und habt ihr Euch auch schon so manches Lied eurer Lieblingssängerin angehört, so heißt das noch lange nicht, dass sie euer Lied, dass ihr Euch so sehr wünscht, auch so interpretiert, wie ihr es Euch vorstellt. Deswegen gilt: Egal, ob im Repertoire oder nicht, eine Hörprobe ist Pflicht. Selbstverständlich braucht es Zeit, sich Lieder anzueignen. Deswegen kann eine Hörprobe eines der Sängerin unbekannten Liedes schon länger dauern, aber sie sollte dennoch rechtzeitig geliefert werden.

 

Instrumentalversionen

Sofern die Trausängerin auf instrumentale Begleitung zurückgreift, braucht es selbstverständlich auch qualitativ gute Instrumentalversionen. Die streamt sich die professionelle Hochzeitsängerin nicht einfach über YouTube, da dort die Qualität der Datei zu risikoreich sein wird. Die Instrumentalversion wird gekauft und im Anschluss (ziemlich häufig sogar) noch bearbeitet. Gekürzt, transponiert, schneller oder langsamer gemacht. Schließlich muss nicht nur die Tonreihenfolge sitzen, sondern auch die Tonhöhe! Wenn sich mein Brautpaar wünscht, einen Song von Herbert Grönemeyer zu singen, dann tu ich weder den beiden noch mir einen Gefallen, wenn ich das auf der Originalversion vortrage. Also wird gezaubert. Und zaubern: kostet (ganz schön viel) Zeit.

 

Eigene Vorbereitungen

Und wieder dreht es sich um Zeit. Jetzt heißt es: Üben Üben Üben! Den Text in Kombi mit der Instrumentalversion oder auch mit dem begleitenden Musiker. Ein unbekanntes Wunschlied einzustudieren und zu lernen kann gut zwei bis drei Stunden dauern und dann Tage, bis es sich festsetzt, weil es immer wieder wiederholt wird.

 

Am Hochzeitstag selbst

Auch hier spielt Zeit natürlich wieder eine große Rolle. Heute wird jede seriöse Sängerin nichts dem Zufall überlassen! Sie wird lange vor der Trauung an der entsprechenden Location auftauchen und einen Soundcheck machen. Je nachdem wie aufwendig ihre Technik ist, wird sie mindestens eine Stunde zuvor da sein. Ich persönlich plane immer zwischen zwei bis anderthalb Stunden vorher ein. Dann habe ich genügend Zeit, den für mich besten Platz zu suchen und einen ordentlichen Soundcheck zu machen, bevor die ersten Gäste kommen. Denn ganz ehrlich: Der Einzug der Braut ist DER Moment des Tages. Auf den Moment hat sie jetzt monatelang (wenn nicht sogar Jahre) hingefiebert. Der muss perfekt sein! Und Musik spielt hierbei eine zentrale Rolle. Das muss jetzt einfach sitzen!

 

Nicht zu vergessen

Die Zeit, die wir zu Hause brauchen, um uns fertig zu machen. Das schicke Kleid, die schicke Frisur, das gute Make-Up…. auch hier schellt der Wecker früher. Angefangen mit dem ersten Pinselstrich bis hin zum letzten „Kabel wieder in die Schublade räumen“, kann man also pi mal Daumen sagen, dass uns eine Hochzeit ca. einen halben Tag an Zeit „kostet“. 

Laie, Hobbysängerin oder Profisängerin?

Es stehen die unterschiedlichsten Menschen neben Brautpaaren und singen auf Hochzeiten. Dabei haben sie ganz verschiedene Backgrounds. Angefangen von der Bekannten, die im Chor singt, bis hin zum Profimusiker, der seinen Lebensunterhalt durchs Singen verdient. Auch hier solltet ihr Euch wieder die Frage stellen: „Wie viel Bedeutung hat für uns Live-Gesang?“ Die Freundin, die im Chor singt, wird sich mit Sicherheit geehrt fühlen, wenn Ihr sie fragt. Aber mit Sicherheit wird sie auch sehr aufgeregt sein, wenn sie in die Augen anderer Freunde und Bekannte schaut. Insbesondere wenn sie ansonsten gemeinsam mit anderen im Chor singt. Da kann auch mal was schief gehen/klingen. Ist aber egal, wenn es Euch nicht darum geht, ein perfekt vorgetragenes Lied zu hören, sondern ein Lied von IHR zu hören.

 

Fragt Euch: „Was sind Eure Ansprüche, wie wünscht Ihr Euch Eure Trauung?“ Und dann werdet Ihr schnell herausfinden, ob Ihr Euch im Bekanntenkreis umschaut oder doch lieber nach Profis sucht. 

Pflicht und Kür: Die Persönlichkeit einer Hochzeitssängerin

Okay, die Überschrift klingt etwas spooky, als hätten alle Hochzeitssängerinnen die gleiche Persönlichkeit. Das ist natürlich Quatsch. Und selbstverständlich kann ich hier auch in erster Linie für mich sprechen. Aus dem was ich fühle, aus meinen Erfahrungen und aus vielen Gesprächen mit anderen Sängerinnen. 

Warum wird jemand Hochzeitssänger/-sängerin?

Ich bin davon überzeugt, dass es ein paar Passionen gibt, die uns Hochzeitsängerinnen miteinander verbinden. Das ist zum einen die Liebe zur Musik. Klar. Ohne die läuft nichts. Zum andere die Liebe zu tollen Momenten. Und wenn wir beides miteinander vereinen und sich dabei unsere Leidenschaften noch gegenseitig potenzieren, dann ist das unsere Erfüllung. Deswegen machen wir das!

 

Sicher. Wir bekommen auch Geld dafür. Dies ist die Aufwandsentschädigung, die wir erhalten. Was genau dort einfließt, wird oben erklärt. Aber Geld ist sollte nicht der alleinige Antrieb sein. Ob jemand Hochzeitsängerin mit Leib und Seele ist, wird man an ihrer Interpretation und ihrem Ausdruck beim Singen spüren.

 

Mein Tipp: Hört Euch so viele Hörproben von ihr an wie geht!

Bühnenpräsenz. Kann sie mit Druck umgehen?

Jetzt haben wir das Paket soweit geschnürt. Preis passt, nett ist sie auch und die Hörproben hören sich toll an! Bleibt nur noch einen Punkt, dem wir uns widmen sollten: Wie schaut das Ganze Live aus? Live vor Publikum zu performen, ist eine ganz andere Nummer, als in seinem Kämmerlein zu sitzen und Lieder in sein Handy zu singen. Zugegeben, dieser Punkt ist schwierig zu prüfen, wenn ihr die Sängerin noch nicht live erlebt hat. Vielleicht hat sie ein paar Videos auf YouTube, auf der ihr mal schauen könnt, wie sie sich beim Singen gibt?

 

Fakt ist: Es gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein und Mut dazu, sich singend vor ein Publikum zu stellen. Erst recht, wenn es um einen solche großen Moment geht, in dem man Verantwortung nicht nur für sich alleine trägt. Insbesondere Anfänger sind oft überrascht, wie sehr einen Nervosität dann doch lahmlegen kann. Deswegen gilt es auch hier: Je länger eine  Hochzeitssängerin schon in diesem Herzens-Business unterwegs ist, umso größer ist ihre Erfahrung und (i.d.R.) umso besser wird sie mit Druck umgehen können. Aber: Jeder hat mal angefangen und jeder verdient eine Chance. Nur weil jemand das erste Mal auf einer Hochzeit singt, heißt das nicht, dass er oder sie es nicht super kann! Das Risiko ist einfach nur höher, dass etwas ungeplantes ihn oder sie aus der Bahn wirft.

 

Mein Tipp: Hört auf euer Bauchgefühl. Seht Euch so viele YouTube Videos wie möglich von Eurer Wunschsängerin an und falls keine vorhanden sind, fragt sie, ob sie Videos hat. Und wenn sie keine hat, dann muss auch das nicht automatisch ein schlechtes Zeichen sein. Wenn Euer Bauchgefühl Euch sagt, dass sie die Eine ist, dann wird das schon stimmen.

Qualitätsansprüche einer Hochzeitssängerin an sich selbst

Wo wir gerade bei Persönlichkeiten sind… Eigene Ansprüche sind tatsächlich ein riesen Punkt, an dem sich manche Geister scheiden. Das fängt an mit der Zeit, die ich mir für die Antwort auf die erste WhatsApp nehme, zieht sich über mein Outfit bis hin zu der Frage: „Mache ich mir die Mühe und lerne jeden Liedtext auswendig oder reicht mir mein Textblatt?“

 

Meine persönliche Meinung dazu: Ich kann nur dann zu 100% meine Emotionen in ein Lied einbringen, wenn ich weiß, was in der nächsten Zeile steht. Ich weiß, wie das Lied endet und welche Message ich damit vermitteln möchte. Demnach mein Credo: Auswendig ist Pflicht!

Das Gleiche gilt beim Outfit: Da bei einer Hochzeit eher der schickere Dresscode angesagt ist, würde ich mich (überspitzt gesagt) in einer Jogginghose ziemlich unwohl fühlen. Und wenn ich mich unwohl fühle, dann spiegelt sich das in meiner Ausstrahlung wieder und in meiner Stimme. Also mache ich mich entsprechend zurecht.

 

Aber auch hier gilt: Jeder Hochzeitssängerin hat hier einen anderen Blick drauf und setzt andere Prioritäten. 

Was tun, wenn die Sängerin krank wird oder aus anderen Gründen absagt oder ausfällt?

Der Albtraum einer jeden Hochzeitssängerin! Also zumindest mein Albtraum. Zwei Menschen im Regen stehen zu lassen, weil ich plötzlich krank werde, mein Auto eine Panne hat oder sonst irgendwas passiert. Ernsthaft. Horrorszenario! Klar ist, so etwas kann jederzeit passieren. Was macht man dann?

 

Ich persönlich versuche erstmal alles, um es doch noch hinzukriegen. Eine Erkältung wird mit 100 Tüten Apothekenpulver und was weiß ich nicht was noch für Mittelchen bekämpft. Hauptsache, es reicht für den einen Moment. Kommt nichts mehr aus mir raus, dann wird getrickst. Dann schminke ich mich zumindest so, dass ich aussehe, wie ein vernünftiges Lebewesen, stelle mich nach vorne und mache ein Playback an. Ätzend, aber wenn es nicht anders geht, dann geht es nicht anders. Komme ich gar nicht aus dem Bett, dann frage ich bei meinen Sängerkollegen/innen nach, ob sie einspringen können. Geht auch das nicht, dann werden wir irgendeinen Weg finden, dass meine Technik von irgendwem zur Location gebracht wird und Instrumentalversionen abgespielt werden.

 

Glücklicherweise ist es bisher noch nie so weit gekommen, dass ich nicht live singen konnte. Die moderne Medizin hat es bislang immer noch, zumindest für die Trauung, richten können. Und bei den restlichen Szenarien, wird mir schon beim Schreiben schlecht, deswegen drück ich mir die Daumen, dass ich auf eine solche Erfahrung weiterhin verzichten darf. 

Am Schluss bleibt Euch die Entscheidung: Wer darf für Euch singen?

Wir kommen nicht drum herum: Vertraut auf Euer Bauchgefühl! Wie gibt sich die Sängerin im Gespräch, wie viel Zeit nimmt sie sich für Euch, ist sie glaubhaft, gibt sie Euch das Gefühl von Sicherheit, ist sie verlässlich, schwingt Herzblut in ihren Botschaften an Euch mit, wie gefallen Euch ihre Hörproben / Videos?

 

Wollt Ihr sie haben? Und erst wenn Ihr das mit „Ja“ beantworten könnt, fragt Euch erst dann: Ist sie es uns wert, wenn wir „Ja“ zueinander sagen?